LAUTSPRECHER-TECHNIK AUS STEREO 6/1981
S TE R E O TECHNIK
Was lange währt, wird endlich gut
zeitlich
verschiedenen
Be-
wegungen, die sie abhängig
vom
Ort
ausführen
muß,
nicht mehr ein Ganzes, son-
dern in 8 konzentrische Flä-
chen unterteilt. Jede einzelne
dieser Flächen erhält ihr ver-
zögertes Signal, so daß der
Hörer der Illusion unterliegt,
der Schall käme eigentlich
von einer Punktquelle.
Schon früh hatte Peter Wal-
ker diese Idee der simulierten
Punktquelle.
Anfangs
war
der Prototyp enorm aufwen-
dig aufgebaut: Eine Spirale
m it 24 W indungen wurde in
jeder W indung unterbrochen
und separat über ein Induk-
tionsfeld
angetrieben.
Oaß
derartige
Konstruktionen
nicht verkauft werden konn-
ten, mußte man bald einse-
hen.
Also
hieß
es,
einen
Kompromiß zu finden, der
fertigungstechnisch
wie
akustisch befriedigen konn-
te.
Keine Probleme
mehr mit dem
Elektrostaten
Die
acht
konzentrischen
Segmente, von denen
das
kleinste die zentrale Scheibe
ist
(siehe
Foto)
und
das
größte die äußere Abgren-
zung. arbeiten nach wie vor
nach dem elektrostatischen
Prinzip, das Quad nunmehr
seit 25 Jahren
beherrscht.
Besitzer alter Quad-Elektro-
staten kennen die Probleme,
die dam it verbunden sind.
Die Ladung, die zum Betrieb
notwendig ist, verteilt sich
nach Alterung der Folie oder
unter sehr trockenen Luftver-
hältnissen
nicht
mehr
gleichmäßig auf der Oberflä-
che.
Baßverlust oder Ton-
Störungen sind die
Folge.
Ein anderes Phänomen ken-
nen fast alle Besitzer von
elektrostatischen
Lautspre-
chern:
das
Knistern
von
Hochspannungsüberschlä-
gen.
Den neuen Quad läßt dies
kalt:
Die hauchzarte Folie,
die
durch
das
elektrische
Feld angetrieben wird, be-
Fortsetzung v. S. 73
Schall-Leistungsfrequenz-
gang aus?
Walker:
Gemessen im Frei-
feld steigt der Frequenzgang
leicht an. Weil Bündelungs-
grad und Schall-Leistung
Zu-
sammenhängen, fällt dieser
Frequenzgang natürlich ab.
STEREO: Wie stark?
Walker:
Es sind rund 5 dB
bei 8 kHz, wobei es darauf
ankommt,
diesen
Verlauf
möglichst
gleichmäßig
zu
machen.
STEREO: Ihr
Lautsprecher
ist - so die Information - auch
in der Lage, ein Rechtecksi-
gnal exakt zu reproduzieren.
Sind Sie der Meinung, daß
das ein Lautsprecher können
muß?
Walker:
Nein,
keineswegs.
Aber wenn es vom Prinzip her
praktisch umsonst mitgelie-
fert wird, warum soll man
traurig darüber sein,
2
umal
andere
Hersteller
dynami-
scher Systeme
mit Macht
versuchen, das zu erreichen.
STEREO: Nun zum Prinzip
des neuen Modells. Wie ka-
men Sie gerade auf 8 Ringe?
Sind theoretisch nicht mehr
notwendig?
Walker:
Wir hatten 1963 mit
einem induktiven Prinzip an-
gefangen, das aus 24 Ringen
bestand. Aber man braucht
gar nicht so viele. Die Verzö-
gerung zwischen den einzel-
nen
Ringen
beträgt
nun
24 ps.
STEREO: Sie machen diese
Verzögerung
induktiv.
Warum verwenden Sie nicht
elektronische Verzögerungs-
leitungen?
Walker:
Wenn man die Ver-
zögerung kapazitiv machen
würde, dann spielten die mei-
sten Verstärker nicht mehr
mit. Wenn man aber, so wie
wir, vor die Membrankapazi-
tät eine Induktivität setzt, so
sieht der Verstärker im We-
sentlichen nur den reellen
Widerstand
des
Lautspre-
chers.
STEREO: Der alte Quad war
in puncto Ladung recht emp-
findlich. Was haben Sie nun
dagegen gemacht?
Walker:
Wir haben jetzt eine
elektronische
Leitung
der
Lautsprechermembrane,
also nicht mehr ionisch, die ja
sehr von der Luftfeuchtigkeit
abhing.
Die jetzige
Mem-
brane leitet gewissermaßen
und sichert daher eine rasche
und
betriebssichere
La-
dungsverteilung
auf
der
Oberfläche. Jeder sagte mir,
daß man das mit einer My-
lar-Folie nicht machen kön-
ne. Ich hab's gemacht. Die
Dotierung ist wie bei Halb-
leitern. Bei uns ist es ein leit-
fähiges freies Atom auf 10
Millionen
nichtleitende
-
nicht mehr. Das war eigent-
lich unser größtes Problem.
STEREO: Die
Begrenzung
des maximalen Schalldrucks
auf
100 dB erschreckt ein
wenig angesichts der kom-
menden
PCM-Technik.
Ihr
Lautsprecher wird sicherlich
über lange Zeit existieren,
gibt
es
eine
Möglichkeit,
diese „Schallgrenze" nach
oben zu durchbrechen?
Walker:
Meiner
Meinung
nach ist es unnötig. Spitzen
im Signal von - sagen wir -
10 dB exakt zu reproduzie-
ren. Nicht nur erfordert das
von einem 100 W-Verstärker
eben auch 100 W Leistung,
auch
auf
den
künftigen
PCM-Platten werden derar-
tige Spitzen nicht Vorkom-
men. Denn den Gewinn an
Dynamik, rund 90 dB, wird
man dazu ausnutzen, vom
Quantisierungsrauschen
wegzukommen und nicht für
die Reserve nach oben, um
Impulsspitzen von 10 oder
20 dB verzerrungsfrei aufzu-
nehmen. Deswegen muß der
Lautsprecher das auch nicht
können, ich bin überzeugt,
daß wir mit unserem neuen
Quad ,,anicernoise",ein net-
teres Geräusch machen kön-
nen als andere.
74 STEREO
Chen
Dietechnis
Daten
desQuad-
Electrostatic
Loudspeaker 63
Höhe: 92,5 cm
Breite: 66 cm
Tiefe: 27 cm
(einschließlich Sockel
m it eingebauter Elektronik)
Gewicht: 18,7 kg
Em pfindlichkeit: 1,5 pbar
pro Volt
Der Lautsprecher sollte
mit Verstärker m it Aus-
gangsspannungen zwi-
schen 20 und 30 Volt
angesteuert werden (ent-
sprechend 100 und
225 W att an 4 Ohm).
Bei Ausgangsspannun-
gen von mehr als 35 V
(etwa 300 Watt an
4 Ohm) ist besondere
Sorgfalt bei der Ansteue-
rung nötig. Der Herstel-
ler weist darauf hin,
daß Verstärker ohne
Kurzschlußsicherung
nicht m it dem Modell
63 verwendet werden
dürfen.
Das Zuleitungskabel
sollte niederohm ig sein.
Quad gibt an. daß
0,35 Ohm für die Ge-
samtlänge ausreichen.
Seine Induktivität sollte
allerdings nicht größer
als 1 pH sein. „Exotische
Kabel" - so der Herstel-
le r - sind allerdings
nicht nötig.
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